Man liest viel über die - mit der Klimaerwärmung immer brisanter werdende - Notwendigkeit, die Hütten in den Alpen zu sanieren und zukunftssicher zu machen. Gilt das auch für die Instandhaltung des Wegenetzes, und gibt es da ebenfalls bereits Finanzierungsengpässe?
Ja, die Notwendigkeit zur Sanierung betrifft nicht nur die Hütten, sondern auch das Wegenetz in den Alpen. Der Klimawandel führt zu veränderten Wetterbedingungen, die Erosion und Schäden an Wegen begünstigen. Diese infrastrukturellen Herausforderungen erfordern erhebliche finanzielle Mittel für Instandhaltung und Anpassung. Leider gibt es auch hier Finanzierungsengpässe, die es schwierig machen, alle notwendigen Arbeiten zeitnah durchzuführen. Hinzu kommen immer häufiger auftretende Wegeschäden aufgrund von Extremwetterereignissen, die auch die Materialkosten (Werkzeuge, Brücken, Materialien, Schulungsmöglichkeiten für Ehrenamtliche) in die Höhe treiben. In den letzten zehn Jahren mussten die regulären Investitionskosten zur Aufrechterhaltung der Wege beim Österreichischen Alpenverein nahezu verdoppelt werden. Wenn keine Ehrenamtlichen gefunden werden, müssen diese Arbeiten an externe Wegebautrupps ausgelagert werden, was die Kosten um das Zehnfache erhöht. Die ehrenamtliche Tätigkeit ist daher von unschätzbarem Wert, da sie den Erholungssuchenden am Berg ermöglicht, die Wege kostenfrei zu nutzen und das Bergerlebnis zu genießen.
Angenommen, die Kampagne ist erfolgreich: Wofür wird das Geld konkret eingesetzt?
Sollte die Kampagne erfolgreich sein, wird das Geld vor allem für die Sanierung und den Erhalt von Schutzhütten sowie für die Pflege und Instandhaltung des Wegenetzes eingesetzt. Konkret bedeutet dies, dass notwendige Reparaturen durchgeführt, teils über 100 Jahre alte Schutzhütten generalsaniert oder sogar ersetzt, energiesparende Maßnahmen implementiert und Sicherheitsstandards verbessert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anpassung an die klimatischen Veränderungen, um die Infrastrukturen langfristig zu sichern.
Sollte der Worst Case eintreten, die Kampagne ist nicht erfolgreich und die Regierung stellt keine weiteren Mittel zur Verfügung - welche Auswirkungen hätte das für die alpinen Vereine in Österreich und damit auch für Hütten, Wege, Bergsportler*innen etc.?
Der Worst Case könnte gravierende Auswirkungen auf die alpinen Vereine und die gesamte Bergsportgemeinschaft haben. Ohne ausreichende finanzielle Mittel könnten viele Hütten geschlossen werden, was den Zugang zu den Bergen erschweren würde. Auch der Zustand des Wegenetzes würde zunehmend unsicherer werden, was das Risiko für Bergsportler erhöht. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf den Tourismus, sondern auch auf die Sicherheit und das kulturelle Erbe der Region. In einem solchen Szenario könnte die alpine Infrastruktur auf jene Hütten und Wege reduziert werden, die von einer besonders starken Sektion unterstützt werden, sei es durch ihre Größe, ihre Unterstützer oder das ehrenamtliche Engagement. Bei anderen Hütten könnten einzelne Sanierungen nicht mehr finanziert werden, und es könnte schwierig werden, behördliche Genehmigungen oder die erforderlichen Pächter zu bekommen, was zu einem Verfall der Hütten führen würde. Eine Hütte, die nicht mehr genutzt werden kann, zieht oft auch den Rückzug aus der Wegbetreuung nach sich, was zur Folge hat, dass Weitwanderwege nicht mehr funktionieren und das gesamte Netzwerk von Hütten und Wegen langfristig zerfällt.
Gibt es schon Rückmeldungen zur Kampagne? Haben sich vielleicht sogar politische Reaktionen ergeben?
Die Kampagne hat bereits positive Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit und von Unterstützern erhalten. Viele Menschen erkennen die Bedeutung der alpinen Infrastruktur und haben die Kampagne durch Unterschriften auf der Plattform notruf-aus-den-alpen.at unterstützt. Auch aus der Politik gibt es erste Reaktionen, die auf ein wachsendes Bewusstsein für die Problematik hinweisen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob und in welchem Umfang konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die Finanzierungslücken zu schließen. Die Kampagne hat jedoch bereits dazu beigetragen, das Thema auf die politische Agenda zu setzen.